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Lesung: Zeit Verbrechen
Lesung: Zeit Verbrechen

Lesung: Zeit Verbrechen

Verbrechen sind ihr Alltag

Eine selbstsichere, humorvolle, aber auch ernste Frau. So kann man die Redakteurin Sabine Rückert gut beschreiben. Fast etwas mystisch mit ihren wilden roten Locken und der großen Brille. Sie war langjährige Gerichtsreporterin der “Zeit” und ist vor allem bekannt durch ihren Podcast “Zeit Verbrechen” In dem True-Crime-Podcast geht es um Kriminalfälle, die selbst recherchiert sind. Mit im Boot ist der Redakteur Andreas Sentker. “Wir verfolgen Prozesse, decken Missstände auf, recherchieren vor Ort, tragen Spur um Spur zusammen. Rechtsmedizin und Kriminalpsychiatrie interessieren uns ebenso wie Glaubwürdigkeitsbegutachtung und Profiling. Wir erzählen große Geschichten von Opfern und Tätern, von Verbrechen und deren Bekämpfung – von der Polizeiwache bis zum Bundesgerichtshof”, heißt es auf der Website der Zeit. 

Ich durfte kürzlich bei einer Lesung von Sabine Rückert dabei sein und habe mehr kennengelernt als “nur” exemplarische Verbrechen. 

Mitreißende Geschichten

Rückert hat zwei Geschichten vorgelesen, die so noch nicht erschienen sind. Zum einen eine Geschichte, in der ein scheinbar normaler 17-Jähriger aus einem kleinen Dorf eine Bluttat begeht. Für die Familie und eigentlich alle aus dem Nichts. Doch das Besondere an Rückert ist vor allem, dass sie die Geschichten immer hinterfragt, von verschiedenen Seiten beleuchtet und analysiert. Bei diesem Verbrechen zeigt sich beispielsweise, dass dieser Junge schon lange solche Gedanken hatte und durch Videospiele massiv beeinflusst wurde. 

Erschreckend zuzuhören, denn diese Junge war der Nachbar von nebenan. Der sozial engagierte Schüler aber trotzdem am Ende der Mörder. 

In der zweiter Geschichte ging es um eine junge Frau, die vor 20 Jahren in einem Club einen jungen Mann kennenlernte, mit ihm im Dunklen einen ruhigen Ort suchte, um Zweisamkeit genießen zu können. Doch was sie nicht bedacht haben: Sie lagen nur wenige Meter von einem Bahngleis entfernt. So kam der junge Mann ums Leben und sie überlebte knapp. Heute hat sie Krebs und reflektiert zum ersten Mal richtig, was damals geschah, denn sie glaubt, dass dieses Unglück und die Tatsache, dass sie es nie richtig verarbeitet hat, den Krebs in ihr ausgelöst. 

Ein ganz anderes Geschehen, als das Erste. Es geht nicht um Mord, sondern um Schuldgefühle. Genauso beeindruckend, genauso zum Nachdenken. Auch hier die Frage: Warum?

Autorin erzählt 

Mich hat diese Lesung sehr beeindruckt. Sabine Rückert hat dem Publikum im Nachgang auch noch Fragen erlaubt. Sie hat auch mal eine Zeit für die Bild Zeitung gearbeitet. Aus ihren Beschreibungen geht hervor, dass man dort teilwiese seine Seele ablegt, um die Story zu liefern. Dass das Veränderungen mit einem machen. Dennoch kann sie jedem empfehlen, dort eine Zeit zu arbeiten. “Man lernt auch unglaublich viel”, betont sie. 

Was auch sehr interessant ist, die scheinbare Leichtigkeit, wie sie mit den für sie täglichen Verbrechen umgeht. Sie betont: “Natürlich ist das nicht leicht, aber man muss immer eine Grenze ziehen. Ich fange auch keine Freundschaften an. Das würde mich schwach machen in meiner Arbeit.”

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