Unpünktlich wie noch nie
Im Jahr 2022 erreichten nur etwa 65 Prozent der Fernzüge ihr Ziel pünktlich. Als pünktlich gilt jeder Zug, der weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Hinzu kommen noch die Züge, die komplett ausfallen. Das hat die Tagesschau in einem Bericht aufgeführt. Ja, natürlich wissen wir, dass die Deutsche Bahn niemals das verlässlichste Reisemedium ist. Aber: Die Bahn war in 2022 so unpünktlich wie noch nie. Die Rheinischen Post vermeldete sogar, dass in manchen Regionen die Pünktlichkeitsquote zeitweise unter 50 Prozent gefallen sei. Wahnsinn.

Unpünktlichkeit wie nie zuvor
Insbesondere im Sommer waren verspätete Züge fast schon die Regel: In den Monaten Juni, Juli und August fiel die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr auf jeweils unter 60 Prozent. In den drei Sommermonaten war mehr als jeder fünfte Fernzug mehr als 15 Minuten zu spät. Im Oktober schien es besser zu werden, aber nicht lange. Im November ging es wieder bergab.
Das kann man ja fast als historisches Tief ansehen. Denn hier geht es nicht hoch und runter, sondern eigentlich nur runter. Aber klar, wenn man mal daran denkt, wie viele Verspätungen man selbst schon mit der Bahn hatte, da fällt zumindest mir auf: Das sind viel mehr, als dass ich mich daran erinnere, dass das gute Verkehrsmittel mal pünktlich war. Jeder hat da so seine Geschichten. Und in dieser kleinen Reihe “Die Deutsche Bahn: Wird sie je pünktlich sein?” werde ich die verschiedensten Storys von mir und anderen präsentieren, die man kaum glauben mag.
Die Eiszeit und der Zugverkehr
Eins ist klar: Sobald in Deutschland ein Funken von Glätte, Regen oder Wind auftaucht, steht die Zugwelt gefühlt still. So auch an einem kalten Dezemberfreitag. Ich wollte einfach nur mit dem Regionalverkehr nach Münster. Drei Zugoptionen hatte ich: 17.35 Uhr, 18.05 Uhr und wieder um 35. Insgesamt saß ich fast zwei Stunden in der Kälte auf dem Bahnhof rum, denn die Züge kamen nicht. Bei zwei von ihnen war die Deutsche Bahn App aber der vollen Überzeugung, dass sie fahren. Pustekuchen. Das taten sie leider nur in der App, nicht im wirklichen Leben.
Frierend saß ich am Bahnhof, umgeben von genervten Menschen, Wind und Schnee. Normalerweise würde man sagen: O.k. stell dich nicht so an. Aber nein, bei drei ausfallenden Zügen platzt einem der Kragen.

Und die Durststrecke geht weiter
Angekommen in Münster geht der Albtraum weiter. Zug, Bus alles fällt nacheinander aus. Wie komme ich jetzt nach Hause??? Die einzige Lösung: Taxi. Ich kämpfe mich nach draußen, wieder durch die Kälte. Missmutig fahre ich mit dem Taxi in die Heimat. 40 Euro. Insgesamt wäre ich 45 Minuten von Tür zu Tür unterwegs gewesen. Mit dem Auto.
Es könnte so einfach sein
An diesem Abend war nichts mehr schönzureden an dem ach so praktischen Zugverkehr. Ja, er könnte so schön und einfach sein, aber neben den nur 65 Prozent pünktlichen Zügen kommen noch die Faktoren wie Kosten dazu. Kein Wunder, dass die Menschen nach München fliegen, es ist günstiger und mit Sicherheit entspannter für die Nerven. Vor allem wie bei mir im Nahverkehr ist es wirklich ärgerlich, denn so ist die Bahn keine echte Alternative zum Auto. Man kommt halt nicht an. Also nicht immer. Und immer öfter deutlich später.

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