Drogen statt spielen
Christiane F. und Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Ein Mädchen und seine Geschichte, die besonders dem älteren Semester mehr als bekannt sein sollte. Zumindest meine Mutter ist in der Zeit aufgewachsen, in der Christiane Felscherinows Geschichte in aller Munde war. Das Mädchen aus Berlin, das mit 13 wurde heroinabhängig wurde und sich zu prostituieren begann. Eine wahre Geschichte, die in einem Film, einer Serie und vor allem in einem unglaublich gutem Buch zusammengetragen wurde.
Obwohl ich in dieser Zeit noch nicht gelebt habe, erinnert mich der Busbahnhof Bahnhof Zoo in Berlin jedes Mal an das Mädchen, das hier mit gerade mal 13 auf den Strich ging um seine Drogensucht finanzieren zu können. In diesem Alter habe ich gespielt und gekickt und wusste nicht einmal, dass es so etwas wie Heroin gibt.
Das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist ein vom Magazin Stern herausgebrachtes biografisches Buch, das die Situation drogenabhängiger Kinder und Jugendlicher am Beispiel von Christiane Felscherinow aus der Gropiusstadt im Berliner Bezirk Neukölln schildert. Die Autoren des Buchs sind Kai Hermann und Horst Rieck. Das Buch ist 1978 erschienen.
Die unglaubliche Geschichte
Die Website Wikipedia schreibt: Vera Christiane Felscherinow (geboren am 20. Mai 1962 in Hamburg) wurde Ende der 1970er Jahre durch das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo als drogensüchtige Jugendliche Christiane F. bekannt. Durch die große Verbreitung des Buchs und die erfolgreiche Verfilmung wurde sie zur Symbolfigur einer von Drogen geprägten Jugendkultur der 1970er und 1980er Jahre. In den frühen 1980er Jahren lebte sie in einer Künstler-WG auf der Hamburger Reeperbahn und war als Musikerin und Schauspielerin aktiv, blieb aber kommerziell erfolglos. 2013 veröffentlichte sie ihre Autobiografie Christiane F. – Mein zweites Leben.
Dem Alltag entfliehen
Das war sicherlich ein Punkt, weshalb Christiane F. zur Droge kam. Sie lebte mit ihrem Vater, der alkoholabhängig war, ihrer Schwester und ihrer Mutter in Gropiusstadt in einer kleinen Hochhauswohnung. Die Verhältnisse dort waren nicht gut. In der Diskothek “Sound” wollte sie dem Alltag entfliehen. Dort waren Drogen an der Tagesordnung. Christiane war in einer Clique, in der das Heroin normal war. Und so nahm das Unheil seinen Lauf.
Zwischenzeitlich machte sie mit ihrem damaligen Freund Detlef sogar einen Entzug. Dieser hielt aber nicht lange an. Christiane F. lebt noch heute, wie die Geschichte im Buch endet, solltet ihr selbst lesen.
In dem Buch werden auch Gedanken der Mutter aufgeführt und in der Mitte finden sich viele Bilder und Eindrücke zu der Geschichte, die zu der Zeit aufgenommen wurden.



Die Gefahr der Romantisierung
Meiner Ansicht nach, sind das Buch und der Film unglaublich lehrreich und sehenswert. Sie beschreiben und zeigen die dunkeln und realen Seiten der Drogenszene ohne einen Vorhang vorzuhalten. Es ist wichtig, die Geschichte genauso grausam und real darzustellen, wie sie eben auch war. Denn die Gefahr ist da, dass Jugendliche die Geschichte sonst so deuten, dass Christiane eine total hippe und coole Clique hatte, die immer feiern waren und einfach den Alltag ausblendeten. Doch so war es nicht. Jugendliche sind an einer Überdosis, dem sogenannten goldenen Schuss, gestorben. Etliche Jugendliche. Andere sind ins Gefängnis gegangen. Alle sind für ihr Leben gezeichnet.
Die Serie auf Amazon Prime zu Wir Kinder vom Bahnhof Zoo birgt meiner Ansicht eine solche Gefahr. Denn sie ist fast bis zum Ende noch auf cool gemacht, die Jugendlichen wirken fast glücklich, tragen stylische Klamotten und scheinen ihre Probleme mit den Drogen einfach so weg zu schütteln. Die Serie ist sicherlich sehenswert aber sollte kritisch betrachtet werden.
Fotos: Franziska Ix (aus dem Buch Christiane F. von Kai Hermann und Horst Rieck)